Martjes Rede zum Bericht der Gleichstellungsbeauftragten 20. März 2015 Eine Gleichstellungsbeauftragte war noch nie so wichtig wie heute! Mancher meint vielleicht, das Thema Gleichstellung, Gender, Quote käme ihm zu den Ohren raus, doch merke ich immer wieder , was für ein langer Weg noch vor uns liegt, bis Männer und Frauen tatsächlich die gleichen Rechte und vor allem die gleichen Möglichkeiten und Chancen haben, ihr Leben so zu leben, wie sie es möchten.Die Gleichstellung von Mann und Frau kann man nicht einfach per Gesetz beschließen, aber man kann Rahmenbedingungen schaffen und einklagbare Rechte beschließen – damit sich dann auch etwas in unserer Gesellschaft, in unserer Arbeits- und Lebenswelt und letztlich auch in unser aller Köpfen bewegt.Ich bin den Frauen dankbar, die seit weit über hundert Jahren für unsere Rechte kämpfen und streiten – und viel erreicht haben. Von Frauenwahlrecht, Frauen an Universitäten und in Parlamenten, deutlichen Verbesserungen beim Recht auf der Entscheidung über Abtreibung, beim Schutz vor Gewalt gegen Frauen und vor Vergewaltigung, auch innerhalb der Ehe bis hin zur gerade beschlossenen Quote.Aber solange es nach wie vor noch so ist, dass wir Frauen das sehr viel größere Risiko für Armut und ganz besonders für Altersarmut tragen, vor allem wenn Kinder da sind, Es sind zu 95 % die Frauen, die in Elternzeit gehen und nach der Geburt der Kinder Teilzeit arbeiten, die Angehörige pflegen… Klar können Sie jetzt sagen: private Entscheidung – wenn sie es so will, soll sie es so tun…Aber so lange ein Gender Pay Gap existiert, nach dem Frauen 22% weniger verdienen – so lange ist Wahlfreiheit immer noch ein frommer Wunsch. Welche Familie kann es sich denn leisten, von 2 Gehältern auf ein Gehalt zurück zu gehen und dann auch noch auf das deutlich kleiner Gehalt? 100 Euro Männerverdienst sind für eine Frau bei gleichwertiger Arbeit nur 78 Euro – das schmälert die Familienkasse immens.Natürlich ist es die Entscheidung jeder Einzelnen von uns: Will ich Karriere? Will ich Kinder? Oder gar beides? Gleichstellung bedeutet für uns Frauen vor allem: DIE WAHL ZU HABEN! Aber zu einer echten Wahl gehört, dass ich auch die Chance zu einer Entscheidung habe – und diese nicht schon allein aus finanziellen Gründen nur dahingehend ausfallen kann, dass der Erzeuger auch der Ernährer ist.Hier ist und bleibt viel zu tun – denn erwiesen ist es längst, dass es sich für alle bezahlt macht, Frauen in die Führungsebenen zu holen, vielleicht zur Zeit einzig und allein durchgedrückt mit der Quote aber irgendwann ganz normal!Doch zum Abschlus noch eine Bitte und Arbeitsauftrag an Sie, Frau Ehler: Uns Frauen soll zur Zeit erneut das Recht genommen werden über unseren eigenen Körper zu bestimmen- mit dem Wegfall der Haftpflichtversicherung der Hebammen zum Juli 2016 besteht für die deutschen Frauen keine Wahlfreiheit des Geburtsortes mehr und der Untergang des Hebammenhandwerks ist beschlossene Sachje! Ich bitte Sie dringen im Interesse von uns Frauen, mit uns – und da steht sicher der gesamte Kreistag hinter mir- mit ihren Kolleginnen gemeinsam darauf hinzuwirken, dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2010, das die Wahlfreiheit des Geburtsortes garantiert, umgesetzt werden kann!