Rede von Peter zur Intensivtierhaltung

Dr. Peter Schröder,  Bündnis 90/ Die GRÜNEN         

Kreistag am14.02. 20146. 12 . 2013


Worte wie „Wiesenhof“ – welches buntes Bauernhofleben verspricht  –  „Hansis Brathähnchen“ – „Chicken Nuggets“  (oder – um es in der Sprache von Herrn Carsten F. Sörensen zusagen:  „Hähnchengoldklumpen“  oder „Hühnchenkleinod“)  haben  schon lange nichts mehr mit dem zu tun, was als politisches Programm vom französischen König vor langer Zeit als Versprechen für die Wohlfahrt des Volkes geplant war: (jeder soll am Sonntag ein Huhn im Topf haben)  und auch nichts damit, was in der Max-und-Moritz – Geschichte bei Wilhelm Busch die gefoppte Witwe Bolte  gerne gegessen hätte.

Ob Huhn oder Schwein (von der Wiederkäuerproduktion, deren Vorzug ja ist, für Menschen sonst nicht nutzbare Gräser und Kräuter von Wiesen und Weiden am besten mit dem (vor ca. 500 Jahren hier eingeführten Klee) in Milch und Fleisch zu verwandeln, soll hier mal nicht die Rede sein) , diese Tiere – Huhn oder Schwein also – werden heute nicht mehr als Verwerter von hofeigenem Futter und Abfällen, was sonst nicht verwertet werden konnte, gehalten. Sondern die Tiere können nur deshalb industriell in diesen unvorstellbaren Massen in wenigen Wochen oder Monaten produziert werden, weil zusätzlich zu dem 50% hofeigenem Futter  das nötige eiweißhaltige Kraftfutter importiert wird…. Früher vor allem aus den USA (das Wort ‚Hähnchenkrieg’ aus der Zeit des Präsidenten Kennedys, der eine Überproduktion von Hähnchen in die EWG hineindrückte mit dem Hinweis, man müsse sonst über die „Berlin“ – Frage nachdenken – mag den älteren unter Ihnen noch in Erinnerung sein). Heute kommt Soja zusätzlich aus Argentinien, Brasilien, Paraguay – aus dem Saatgut des umstrittenen Monopolisten Monsanto Konzernes. Unter Verdrängung von Kleinbauern wird hier grossflächig von wenigen Grundbesitzerfamilien diese Unmengen an Soja produziert und mit geringsten Transportkosten hierher gebracht.
Damit ist nun für Unternehmer hier in der Massentierhaltung der wesentliche Input (= Aufwand) gesichert.


Es sei noch bemerkt, dass die Qualität des Witwe Bolte Huhns geschmacklich mit den Chicken Nuggets keine Ähnlichkeit hat! – und dass Sojaeiweiß – wie in Asien jahrhunderte langer Tradition üblich – nach entsprechender Fermentation ernährungsphysiologisch wertvoller ist als Schweineschnitzel – aber das mag ja jeder für sich selbst entscheiden.

Andererseits einige Zahlen aus der Statistik:
Erwerbstätige in S-H  insgesamt: 1 275 900 Personen , in NF 82 000. In der Landwirtschaft S-H  arbeiten 41,500 , in  NF 4 400 (2009).  Betriebe insgesamt in S-H: 14 087, NF 2 151 (2010). d. h.: in NF etwa 5 % der Erwerbstätigen arbeiten auf gut 2000 Betrieben.
Im Vergleich zu den anderen Erwerbstätigen eine geringe Zahl – die jedoch größten Einfluß auf unsere natürlichen Lebensverhältnisse hat

Die Wertschöpfung der Landwirtschaft liegt im niedrigen einstelligen Prozent – Bereich.  Wir wissen alle, dass in einem wachsenden Bruttosozialprodukt die Landwirtschaft anteilig nicht mithalten kann – daher der seit Jahren mörderische Anpassungsdruck, den man zynisch mit ‚weiche oder wachse’ bezeichnet hat. Das vergleichbare Einkommen schrumpft, wenn man sich nicht etwas einfallen lässt als Bauer  und den anderen verdrängen kann –  -oder wenn von der Gesellschaft Alternativen geschaffen werden.

Die Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft will ich hier nicht weiter aufführen.
Die rot-grüne Koalition hatte vor Jahren das Ziel ausgegeben 20 % der Fläche solle einmal ökologisch bewirtschaftet werden. Eine Wirkung wäre zumindest, dass die Überproduktion endete und die Erzeugerpreise steigen würden. Davon sind wir weit entfernt. Das Interesse würde gefördert, wenn mit entsprechenden erhöhten Ab-Hof-Preisen vergleichbare, eventuell gar bessere Einkommen erzielt werden. Dafür müsste eigentlich ein Bauernverband  – der Betriebe lebensfähig erhalten will – bei der EU Agrarpolitik eintreten.

Wir im Kreis Nordfriesland haben uns gegen die unhandliche Atomenergie für erneuerbare Energien entschieden – können wir uns nicht auch für die nachhaltige Landwirtschaft entscheiden und für 4400 Leute oder gar mehr eine Existenzsicherung herbeiführen?

Bei der Beschlussfassung zum Genmais (ohne diesen nun bewerten zu wollen) war die Bevölkerung dagegen. Der Kommentar vom SHZ in den Husumer Nachrichten vom Dienstag dieser Woche war ( Zitat) .“…. die Kanzlerin schützt die Interessen der Agrarlobby ….. die EU Kommision muß die Genmaissorte …. durchwinken, um einen Konflikt mit der Welthandelsorganisation zu vermeiden….  Was bleibt, ist ein Gefühl der Ohnmacht und für die weit verbreitete Meinung  “ die da oben machen doch sowieso, was sie wollen.“

Lassen Sie uns in einer Anhörung versuchen, wie wir bei den gegeben Ordnungs – und Rechtsverhältnissen das Beste für die nachhaltige Landwirtschaft und somit für Nordfriesland herausholen können.