Husumer Grüne zur Schweinemast in Simonsberg 7. Januar 2014 Husum, 07.01.2014Stellungnahme zum Artikel: Bürgerinitiative „Gute Luft für Finkhaus“ sorgt sich um die Zukunft des Dorfes (Husumer Nachrichten 06.01.2014)Vorbemerkung: Im Allgemeinen mag es erst einmal unüblich erscheinen, zu Angelegenheiten aus Nachbargemeinden Stellung zu beziehen. In diesem Fall aber ist es angebracht, da Auswirkungen der Planung auch Husumer Gebiet betreffen können.Die Stadtfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Husum teilt die Sorgen der Bürgerinitiative (BI) „Gute Luft für Finkhaus“ rund um die geplante Erweiterung einer Schweinemastanlage in Simonsberg. Insgesamt fast 3.000 Tiere möchte ein Schweinemäster zukünftig im Ortsteil Finkhaus halten, in Riechweite der Stadt Husum. Bei der konventionellen Massentierhaltung werden die Schweine zum schnelleren Wachstum regelmäßig mit Antibiotika und Hormonen behandelt, zum Teil mit Importfutter versorgt, und große Mengen an Gülle entstehen. Durch die Futtermittelimporte entsteht ein Nährstoffüberschuss, so dass vor Ort letztlich nicht genügend landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung stehen, um die ganze Gülle umweltverträglich ausbringen zu können. Wasser und Luft (giftiges Ammoniak, Stäube) werden verschmutzt, die Gesundheit von Mensch und Tier ist in Gefahr.Passt das in die Tourismuslandschaft Nordfriesland? Die Antwort heißt eindeutig nein! Der angrenzende Nationalpark Wattenmeer trägt das Prädikat „Weltnaturerbe“, die Region lebt zu allererst vom Tourismus. Die Menschen, die bei uns Erholung und Heilung ihrer Krankheiten suchen, erwarten gute Luft und sauberes Badewasser. Wenn Gülle ausgebracht wird, stinkt es schon jetzt oftmals gewaltig zum Himmel, und viele Sielzüge in Eiderstedt sind mit Stickstoff- und Phosphorverbindungen unzulässig stark belastet. Diese Fracht gelangt ungehindert in das Wattenmeer. Die nahegelegenen Badestellen Lundenbergsand und der Husumer Dockkoog wären durch die Planung besonders betroffen. Beides sind wichtige Einrichtungen in der „Husumer Bucht“, die touristisch weiter aufgewertet werden sollen.Wir müssen uns entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen: Agrarindustrielle Großställe und Tourismus werden nicht zusammen passen. Die alte Kulturlandschaft Eiderstedts ist durch Grünlandumbruch und Maisanbau bereits zum Nachteil verändert worden. Landwirtschaft in Eiderstedt geht aber auch anders. Mit dem Instrument „Vertragsnaturschutz“ werden auf einigen Tausend Hektar Grünland erhalten, die Wasserhaltung in den Gräben verbessert und Wiesenvögel gefördert. „Regionale Produkte“ werden immer mehr von den Verbrauchern nachgefragt und tiergerechte sowie umweltfreundliche Erzeugung ist vielen Menschen wichtig. Das Futter der Nutztiere sollte dabei nicht aus Übersee kommen, wo dafür Regenwald abgeholzt wird und an dessen Stelle gentechnisch veränderte Exportpflanzen wie Soja im großen Stil angebaut werden. Die heimische Landwirtschaft dort gerät vielfach für unseren hiesigen Fleischkonsum unter die Räder. Die übergroße Nachfrage nach Fleisch in den Industrieländern muss verringert werden. Anders werden auch weiterhin große Teile der Weltbevölkerung Hunger leiden müssen, denn durch direkten Getreideverzehr könnten 10 mal mehr Menschen satt werden als durch seine Verfütterung zur Fleischproduktion.In Husum wurden bei der strittigen Entwicklung des Dockkoogs sehr gute Erfahrungen mit einer „Bürgerwerkstatt“ gemacht. Zukunftskonzepte gemeinsam unter fachlicher Anleitung zu erarbeiten, bringt nicht nur viel Spaß, sondern ermöglicht es den Beteiligten, Konflikte fair auszutragen und zu tragbaren Lösungen zu gelangen. Die Bereitschaft der „BI Finkhaus“ dazu sollte aufgegriffen werden.Freundliche Grüßegez.Frank Hofeditz Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Husumer Stadtvertretung