An der ganzen Geschichte um den Wald auf den Galgenberg erschreckt mich, wie leicht sich hier bei uns Stimmung anheizen lässt und wie schnell, wie uninformiert, mit falschen Tatsachen operierend und wie aggressiv sich diesmal der Naturschutz – also unsere Lebensgrundlage – als Popanz durchs Dorf treiben lässt.
Einerseits wird die Heimatliebe hochgehalten, die Liebe zur Natur und zum Wald. Andererseits ist man offenbar nur allzu bereit, „den Naturschutz“ zu verteufeln. Selbst ein Universitätsprofessor wie Professor Dierßen hat bei der Universitätswoche in Husum Wert darauf legt, kein „Naturschützer“ zu sein, weil man als solcher verschrien sei. Unglaublich!
Ich erinner mich nur zu gut an die unsägliche Nationalpark-Diskussion vor gut 10 Jahren – Sprüche wie „bringt die Grünen hoch hinaus, an jeden Baum einen“ haben uns Grüne verletzt, Eierwürfe auf einen grünen Umweltminister in Tönning taten ihr übriges. Ich dachte, das hätten wir hinter uns, man habe sich mittlerweile angenähert und zu einem anderen Umgang gefunden – der Ton und die Atmosphäre jetzt bei der Diskussion um den Galgenberg lassen mich zweifeln.
Denn klar ist: da ist ein Verfahren rechtlich korrekt gelaufen, da hat es eine Veranstaltung und Aufforderungen zu Stellungnahmen gegeben , die offenbar nicht ernst genommen wurden – andererseits hätte man die Öffentlichkeit sicher deutlicher und umfassender informieren können – beide Seiten haben sicher Fehler gemacht.
Die Eskalation aber ist geschürt und gewollt. Deshalb sind wir Grünen skeptisch, dass eine Anhörung jetzt noch sinnvoll ist, zumal sie ohnehin am Ergebnis nichts ändern wird – und das gut so!
Als Biologin will ich auch fachlich noch kurz Stellung nehmen:
Wir stehen heute vor der riesigen Herausforderung, die biologische Vielfalt unserer Erde zu erhalten, der Erhalt der Tier- und Pflanzenarten gelingt aber nur durch den Schutz und die Wiederherstellung ihrer Lebensräume. Diese Notwendigkeit haben selbst die Bundesregierung und die Kanzlerin Angela Merkel erkannt und eine Biodiversitätsstrategie formuliert, die mit großer Priorität umzusetzen ist.
Die Fläche, die wir dafür zur Verfügung haben, ist aber endlich und nicht vermehrbar – gleichzeitig existiert ein enormer Nutzungsdruck durch Landwirtschaft und Energiewende. Wir können die Biologische Vielfalt, unser aller Lebensgrundlage, nur dann an unsere Kinder weiter geben, wenn sich die wenigen Flächen des Naturschutzes in dem vom Gesetz vorgesehenen Biotopverbundnetz so entwickeln können, dass es dort dann tatsächlich viele verschiedene Arten und Lebensräume gibt.
Eine Heidedünenlandschaft, wie sie am Galgenberg wieder entstehen soll, ist – ganz anders als ein Sitkafichtenforst oder die sie umgebende Maiswüste- ein komplexer Lebensraum mit hochgradig gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und speziellen Lebensraumtypen. Ein Landschafts- und Heimatbild, das noch unseren – oder eher Ihren – Urgroßmüttern und den Menschen davor jahrhundertelang vertraut war. Der GALGENberg war in dieser Funktion ganz sicher auch nicht dicht bewaldet.
Die UN haben unser Jahrzehnt zur Dekade der Artenvielfalt erklärt. Mit dem Projekt am Galgenberg tragen wir dazu bei, in dem wir heimische Tieren und Pflanzen vor dem Aussterben schützen. Wir Grünen finden, dass man darauf stolz sein sollte!