Rede zu unserem Antrag gegen Agrarfabriken

Rede von Dr. Peter Schröder

im Kreistag am 16.9.2011

zu TOP 22 unserem Antrag „Agrarfabriken in Nordfriesland

Ludwig XIV versprach vor ein paar hundert Jahren, dass jeder Bürger Sonntags ein Huhn im Bratentopf haben solle, bei Wilhelm Busch lesen wir, dass außer Witwe Bolte auch Max und Moritz das gebratenen Stück Federvieh zu schätzen wusste und vor ein paar Jahrzehnten noch hieß es in der Reklame: … heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald….             

das war in Europa der Anfang der industriellen Geflügelhaltung – allerdings noch in schmackhaftem und erträglichem Maße – sowohl für den Konsumenten als auch für den Produzenten.

Heute gibt es ‚chicken nuggets’, Geflügelwurst, Produkte aus der Geflügelproduktion in Hülle und Fülle zu niedrigsten Preisen – und was hier in Europa nicht mehr gegessen wird – Hälse, Innereien – wird nach Afrika exportiert und dort konkurrenzlos noch mit Gewinn losgeschlagen.

Sie erinnern sich vielleicht noch an die ‚Kennedyrunden’ mit dem Ziele, internationale Handelsvereinbahrungen zu erwirken, und an den ‚Hähnchenkrieg’  – das waren die Auswirkungen des Strukturwandels in den USA in den 70ziger Jahren – Kohlegruben in den Appalachien Mountains waren unrentabel geworden – man brachte die Leute dort dazu in die Broiler= Hühnerproduktion einzusteigen, der Markt in den USA war schnell gesättigt. Wohin also damit? – nach Europa, nach Deutschland – das sich aus verständlichen Gründen weigerte, die Zollschleusen zu senken, da es die heimische Landwirtschaft zu schützen galt. Man drohte damals seitens der USA über die Berlinfrage nachzudenken  – es war heißester Kalter Krieg – nun das Ergebnis kennen sie, die Zollschleusen wurden geöffnet, die heimischen Landwirtschaft hatte  – wie so oft – das Nachsehen.  Wirtschaftpolitik, Welthandelspolitik ist auch immer eine Machtfrage.

Nun, die Zeiten haben sich geändert – oder auch nicht! Der  – wohlklingend genannte –Strukturwandel in der Landwirtschaft (es ist ja nichts anderes als das Verschwinden der bäuerlichen Familienbetriebe – in den letzen 50 Jahren etwa um den Faktor 10) muß stattfinden, weil bei wachsender Volkswirtschaft die Landwirtschaft natürlicher Weise nicht mithalten kann: also muß der Kuchen  – oder besser: das mühsam Erarbeitete auf weniger Bauernhaushalte verteilt werden, damit bei steigendem Wohlstand in den anderen Sektoren in der Landwirtschaft dennoch ein vergleichbares Einkommen erzielt werden kann. Preiserhöhungen der ab-Hof-Preise sind politisch nicht gewünscht, nicht durchsetzbar oder auch nicht gewollt: von denen, die am Export verdienen – denn es heiß ja immer: der Landwirt muß für den Weltmarkt (China, Russland, Afrika?? produzieren (anstatt für die Region im weiteren Sinne!!)

Was hat das nun alles mit der geplanten Massenhühnerhaltung in Eiderstedt zu tun? Ein Investor will dort produzieren und sein Einkommen verbessern – was sollte man da dagegen haben?      Nun – es ist jedermann bekannt, dass in Niedersachsen die Böden von Schweine- und Hühnergülle hinreichend belastet sind – in dieser Menge  bedeutet das Schadstoffe,  – die im Übrigen aus einer fragwürdigen importierten Sojaproduktion aus Nord – und Südamerika herrühren (heimische Ackerbohnen oder Erbsen sind auf Grund der Konstellation der Marktkräfte nicht konkurrenzfähig) –  Diese Fehlentwicklung mit ihren  unangenehmen Auswirkungen  sollten wir in Eiderstedt, in Nordfriesland auf keinen Fall tolerieren – im Gegenteil!

Es würde zu weit führen, das Wohl und Wehe der Europäischen Agrarpolitik und des Weltagrarhandels mit der Auswirkung auf die heimische Landwirtschaft im Einzelnen zu erörtern.

Lassen Sie uns hier in Nordfriesland versuchen, das Ideal der Produktion mit lokalen Ressourcen für die Bewohner in den anliegenden Region hochzuhalten – und dem Trend zur Überproduktion von Minderwertigem Zeugs bei Belastung unserer wenigen natürlichen Ressourcen zu vermeiden:

Auf dem letzten Treffen des Kreisbauernverbandes  würden massig Schilder hoch gehalten: gegen den Landverbrauch.

Seien wir auch dagegen!