Margots Rede zu Top 27 – Beratung und Beschlussfassung zur Schaffung einer Stelle „Koordination Bahnverkehr“ im Stellenplan des Kreises Nordfriesland 15. Dezember 2021 Sie wird dicke Bretter zu bohren haben, die Person, die diese Stelle ausfüllen wird. Sie wird fortlaufend die Schmerzpunkte aller Beteiligten zu analysieren haben – der Pendler:innen, Reisenden, Einwohner:innen, aber auch der übrigen Verhandler:innen und immer wieder Vorschläge für echte Verbesserung erarbeiten. Sie wird das Bindeglied sein zwischen verschiedensten Akteur:innen. Zwischen Fahrgästen und Verkehrsunternehmen, Entscheidungsträger:innen, Politik, Wirtschaft, Verwaltung und dem Personal vor Ort, zwischen Gemeinden, Kreis, Land, Bund – sie braucht gleichermaßen ein hohes Maß an Konfliktstärke, Empathie und ein dickes Fell. Sie wäre die personifizierte Kund:innenorientierung. Wunder kann sie jedoch nicht vollbringen. Sie wird in heiterer Besessenheit immer wieder neue Anläufe zu starten haben, um dranzubleiben und an all den kleinen Stellschrauben zu drehen, an denen hier vor Ort gedreht werden kann. Ja die gibt es, diese kleinen Stellschrauben vor Ort: Es muss doch möglich sein, ein menschenwürdiges Umfeld zu schaffen für die, die nach Ankunft des Zuges auf den Bus warten müssen (das ist abends viel zu oft zu lange und im Winter viel zu nass und viel zu kalt). Es muss doch möglich sein, dass z.B. in Westerland abends der Bahnhof aufbleibt bis der letzte Bus kommt, so dass sich die Menschen zumindest ins Trockene begeben können. Es muss doch möglich sein, dass die Toiletten regelmäßig gesäubert werden, offen sind und funktionieren und dass ausreichend Wagen nicht nur eingesetzt werden, sondern auch zugänglich sind. Es muss doch möglich sein, Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen zwischen Bus und Bahn und Bahnsteig und Kund:innen – dass man Ankunfts- und Abfahrtszeiten aufeinander abstimmt – auch bei Baustellenfahrplänen, auch bei Zugverspätungen, auch bei Schienenersatzverkehr. Worum geht es also? Es geht um Respekt vor unseren Fahrgästen und um ein herzliches Willkommen bei uns im Norden. Das Eisenbahnregulierungsgesetz, die Schienenbenutzungsverordnung und die Verträge zwischen Land und Paribus wird die Person nicht ändern können – was die größte Stellschraube wäre. Sie wird auch kein zweites Gleis bauen, die Strecke nicht elektrifizieren und keine Signalstörungen beheben. Aber sie kann all das auf der Tagesordnung halten. Sie kann herausarbeiten, was genau an welcher Stelle verändert werden kann und muss, um den Personennahverkehr spürbar und nachhaltig zu verbessern. Sie kann ihr Wissen einspeisen in politische Prozesse und Verwaltungsvorgänge, sie kann Ansprechperson sein für alle, die was wollen. Sie kann Dialogrunden zwischen Akteur:innen mit unterschiedlichen Interessen einberufen, moderieren und so gut es geht die Bedingungen schaffen, dass dabei umsetzungsfähige Ergebnisse ermöglicht werden. Gespräche führen, Interesse für Lösungen wecken, Controlling einführen, dranbleiben. Vielleicht gibt es mehr Win-Win als gedacht. Dafür braucht sie Beinfreiheit und muss direkt ansprechbar sein. Sie braucht ein starkes Mandat von Politik, Verwaltung und der hiesigen Wirtschaft. Sie muss dranbleiben und mit allen Beteiligten immer wieder neue Anläufe machen und deutlich machen, wie und wo der Schuh drückt. So lange, bis es nicht nur besser wird, sondern richtig gut. Spürbar, nachhaltig, in höchstem Maße attraktiv. Ein reibungsloser Bahnverkehr muss ein Erfolgsthema werden für alle. Margot Böhm10.12.2021 Kreistag am 10.12.2021