Stellungnahme zur Versorgungssituation mit Schwangerschaftsabbrüchen im neuen Klinikum in Flensburg 15. Dezember 2020 Stellungnahme des Kreisvorstandes und der Kreistagsfaktion von Bündnis 90/Die Grünen Nordriesland zur Versorgungssituation mit Schwangerschaftsabbrüchen im neuen Klinikum in Flensburg Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Lange, sehr geehrte Damen und Herren, Nordfriesland ist von den Veränderungen in der Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen betroffen, weshalb wir als Kreisvorstands und Kreistagsfaktion von Bündnis 90/Die Grünen Nordriesland dazu Stellung nehmen. Nordfriesland liegt, vor allem in seinem nördlichen Bereich, im Einzugsbereich der klinischen Versorgung von Flensburg. Seit der Schließung der Geburtshilfe-Abteilung im Niebüller Klinikum ist dies noch einmal mehr der Fall. Viele Menschen von den Inseln und aus Südtondern suchen für die medizinische Versorgung in einem Krankenhaus eher eine der beiden Flensburger Kliniken auf, als dass sie nach Husum fahren. Mit Sicherheit wird dies auch beim neuen Zentralkrankenhaus in Flensburg der Fall sein. Im umgekehrten Fall kommen offenbar auch Flensburgerinnen, die nicht die Chance haben, vor Ort eine Abtreibung durchführen zu lassen, in das Klinikum Nordfriesland nach Husum. Wenn im neuen Zentralkrankenhaus in Flensburg nun keine ambulanten Abtreibungen in der Klinik mehr durchgeführt werden sollten, wird dies mit Sicherheit Auswirkungen auf die Situation in Nordfriesland haben. Diese ist ohnehin teilweise angespannt, da die Zahl derjenigen Ärztinnen und Ärzte, die im Klinikum NF Abtreibungen vornehmen, zurück gegangen ist, ebenso wie die Zahl der Praxen mit entsprechendem Angebot. Flensburg stünde dann für hiesige Frauen nicht mehr als Ausweichmöglichkeit zur Verfügung, zudem werden weiterhin und zunehmend Flensburgerinnen nach Husum ausweichen. Wir fordern deshalb den Erhalt des klinischen Versorgungsangebots für Schwangerschaftsabbrüche im Flensburg. Ein neues Krankenhaus kann nicht als historische Chance für Flensburg betrachtet werden, wenn dadurch die Wahlmöglichkeiten von Frauen in einer bereits angespannten Versorgungssituation eingeschränkt werden! Der von der Flensburger Oberbürgermeisterin vorgeschlagenen Lösung, die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen im Rahmen eines kommunalen Gesundheitsdienstes durchführen zu lassen, widersprechen wir. Bislang ist dies mit zu vielen Unsicherheiten verbunden. Ziel muss es sein, eine professionelle medizinische Infrastruktur vor Ort zu schaffen, die tatsächlich eine Alternative zum derzeit vorhandenen Angebot darstellt. Eine angestrebte Kompromisslösung darf nicht zulasten der Interessen von Frauen gehen, ganz besonders nicht, wenn diese sich in einer Notsituation befinden. Mit freundlichen Grüßen i.A. Kerstin Mock-Hofeditz Kreisgeschäftsführerin