4. Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport am 10.12.2019
TOP 4: Beratung und Beschlussfassung über die Errichtung eines Kunstrasenplatzes
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Der Ausschuss für Schule, Kultur und Sport möge beschließen:
Die Planungen für einen Kunstrasenplatz werden aus Gründen des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit nicht weiter verfolgt.
Stattdessen wird nach Alternativen gesucht, um einen reibungsloseren Trainings- und Spielbe- trieb auf Naturrasenplätzen zu ermöglichen. (Umbau/Neuanlage eines Naturrasenplatzes mit Drainage, Änderungen in der Terminierung der Spiele usw.).
Begründung:
Vorab: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die an der frischen Luft Sport treiben, sind da-
bei unbedingt zu unterstützen.
Das Problem leuchtet ein: Naturrasenplätze müssen witterungsbedingt zuweilen gesperrt wer- den, was ärgerliche Trainingsausfälle und Spielabsagen zur Folge hat. In den letzten Jahren hat sich das Problem (gefühlt?) verstärkt, möglicherweise als Folge des allgemeinen Klima- wandels. Besonders der Sommer und Herbst 2017 waren extrem nass mit entsprechenden Folgen für die Sportplätze.
Wir wollen künftig eine längere Bespielbarkeit von Außen-Sportplätzen ermöglichen. Ein Kunstrasenplatz ist dabei eine von mehreren möglichen Lösungen. Mit Kunstrasenplätzen, die derzeit überall im Land wie Pilze aus dem Boden schießen, sind allerdings auch eine Reihe von Problemen und offenen Fragen verbunden. Umweltaspekte, Wirtschaftlichkeit, Lebens-
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dauer und Folgekosten müssen bei der Entscheidung für oder gegen einen Kunstrasenplatz unbedingt mit bewertet werden.
Für die Rasenfläche eines Kunstrasenplatzes werden ca. 11 Tonnen Kunststofffasern benötigt, dazu kommen 80 Tonnen Füllmaterial, das bisher meist Gummigranulat (gemahlene alte Au- toreifen) war. Alternativ zu Gummigranulat wird neuerdings eine umweltfreundlichere Ver- füllung mit Kork und Sand propagiert. Hier gibt es offene Fragen: Gibt es für diese Lösung Langzeit-Erfahrungsberichte aus der Praxis? Kork kann z.B. das Problem der Schimmelbil- dung mit sich bringen.
Die Lebensdauer des Kunststoffrasens selbst beträgt 10-12 Jahre, dann muss er ausgetauscht werden. Selbst mit einer „umweltfreundlichen“ Verfüllung ohne Gummigranulat bedeutet dies also nach wenigen Jahren die Notwendigkeit, 11 Tonnen Kunststoff wieder zu entsorgen. Außerdem gelangt durch Abrieb der Kunstrasenfläche selbst während der Lebensdauer des Platzes Mikroplastik in die Umwelt. Eine Nachhaltigkeit ist hier nicht gegeben.
Ein im Sommer 2019 diskutiertes EU-Verbot von Kunstrasenplätzen ist zwar vorläufig wieder vom Tisch, kann aber durchaus zu einem späteren Zeitpunkt noch kommen.
Wirtschaftlich gesehen bietet ein Kunstrasenplatz erst ab einer gewissen (recht hohen) Nut- zungsintensität Vorteile gegenüber einem Naturrasenplatz. Auch ist der Unterhaltungsauf- wand zwar anders als bei einem Naturrasenplatz, aber nicht wirklich gering. So sollte z.B. Laub täglich entfernt werden: bei dem geplanten Standort des Platzes in einer von Bäumen umstandenen Fläche ist das eine ernstzunehmende Aufgabe.
Kunstrasen bedeutet: ein halber Hektar Rasen (lebendige Pflanzen, die CO2 binden) wird durch einen halben Hektar Plastik (tot) ersetzt. Einem Problem, das mutmaßlich durch den Klimawandel verursacht wurde, mit einer solchen klimaschädlichen Maßnahme beikommen zu wollen, ergibt keinen Sinn.
Inzwischen gibt es auch Sportvereine, z.B. den TSV Vineta Audorf, die der aktuellen „Kunst- rasen-Mode“ zum Trotz aus Gründen des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit auf die Anlage eines Kunstrasenplatzes verzichten und lieber einen Naturrasenplatz neu anlegen. Die- ser Weg sollte auch in Husum eingeschlagen werden.
Weitere Begründung erfolgt ggf. mündlich.
gez.
Barbara Ganter