Kerstin zum Plan zur Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Kreisverwaltung

Dank an Simone Ehler, Hauke Boller und allen übrigen Akteurinnen und Akteuren für den Plan für Chancengleichheit von Frauen und Männern für die Jahre 16-19 und den Bericht darüber für die letzten beiden Jahre.

Gleichzeitig möchte ich aber auch danken für ein Vierteljahrhundert erfolgreiche Gleichstellungsarbeit im Kreis Nordfriesland. Dieser Dank gilt natürlich nicht nur den bisherigen und der amtierenden Gleichstellungsbeauftragten des Kreises sondern auch den zahlreichen kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, ganz besonders nochmal denen, die ihre Arbeit schon über viele Jahre ehrenamtlich verrichten.

Dass diese Arbeit kein schmückendes Beiwerk ist und eben nicht „eigentlich überflüssig“ ist, weil „ihr seid doch gleichberechtigt, was wollt Ihr denn noch?“, zeigt die gesellschaftliche und politische Entwicklung mehr als deutlich.

Einmal der Blick nach Amerika: dieser Wahlkampf dort drehte sich, zum ersten Mal in der Geschichte der USA um das Geschlecht der Kandidaten. Um das Geschlecht der Kandidatin (das Geschlecht des Kandidaten tauchte höchstes als Schenkelklopfer auf, was auch wieder bezeichnend ist). Es war deshalb auch die Wahl der Frauen.

Im Netz sah man über Hundertjährige, die zu Tränen gerührt waren, endlich einer Frau die Stimme gegeben zu haben für das bedeutendste Amt der Welt. Aber – es waren nicht genug. 42% der Frauen haben Trump gewählt, 53% der weißen Frauen, die überhaupt gewählt haben – unglaublich angesichts der Wahl zwischen einer politisch erfahrenen Geschlechtsgenossin einerseits  und einem vor Frauenverachtung schier platzenden Sexisten andererseits.

Die Mädchen in Amerika haben jetzt statt eines möglichen Vorbilds einen Präsidenten, der sie als minderwertige Wesen betrachtet. Der unter dem amerikanischen Leitspruch „Du kannst alles schaffen, wenn Du willst“ den Griff zwischen möglichst viele Frauenbeine versteht.

Das ist Amerika. Was dort ist, schwappt in einigen Jahren auch zu uns, heißt es. Da reicht ein Blick auf die AfD: Mit der AfD ist der kämpferische Antifeminismus in der Demokratie angekommen.

Gender-Wahn abschaffen“, lautet einer ihrer Schlachtrufe. Im Wahlprogramm zur Europawahl fordert die Partei die Abschaffung des Gender-Mainstreaming.    

Der Vorsitzende der AfD in Thüringen, Björn Höcke, sagte „Schädliche, teure, steuerfinanzierte Gesellschaftsexperimente, die der Abschaffung der natürlichen Geschlechterordnung dienen, zum Beispiel das Gender-Mainstreaming, sind sofort zu beenden.“ Kinder sollten wieder „verstärkt in der Familie erzogen werden“: „Die klassische Familie ist wieder zum Leitbild zu erheben.“

Und die wenigen Frauen in der Partei? Bundesvorsitzende Frauke Petry nennt es „wünschenswert, dass eine normale deutsche Familie drei Kinder hat“, und spricht sich für ein Volksbegehren für eine Verschärfung des Paragrafen 218 aus. Die Spitzenkandidatin für die Europawahl, Beatrix von Storch, ist eine zentrale Figur im Konglomerat der „LebensschützerInnen“. Bei deren „Marsch für das Leben“ in Berlin 2013 war sie ganz vorn mit dabei.

Das, was wir als Gesellschaft in den letzten 100 Jahren in Sachen Frauenrechten erreicht und erkämpft haben, ist in Gefahr.  Wir dürfen nicht müde werden, dafür zu kämpfen, nicht resignieren – jetzt erst recht nicht!


25 Jahre Gleichstellungsarbeit
 in NF fällt zusammen mit 30 Jahre Grünes Frauenstatut. Wir grünen „Spinnerinnen“ haben vor 30 Jahren unsere Rechte innerhalb der Grünen Partei verankert, die anderen vielleicht immer noch fremd sind: bei uns gehört jeder ungerade Listenplatz einer Frau, also auch der Spitzenplatz. Unsere Redelisten werden quotiert geführt – das heißt, Männer und Frauen sprechen abwechselnd, ist die Redeliste für die Frauen abgearbeitet, wird abgestimmt, ob die Debatte fortgesetzt wird. Klingt vielleicht verrückt, wirkt aber.

Ich stände vielleicht nicht hier, hätte es den Druck, den die Quote auch auf die eigene Bequemlichkeit erzeugt, nicht gegeben.

Ich bin überzeugt, dass unsere Grüne Frauenquote in die Gesellschaft hineingewirkt hat. Vielleicht wird ja das Geschlechterverhältnis hier im Kreistag nicht wie heute 38 Männer und 14 Frauen, sondern wenigstens 26 zu 26 betragen – bei uns Grünen sind es 3 Frauen und 2 Männer. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass wir Frauen uns das nicht wieder wegnehmen lassen, was wir erreicht haben und dass wir noch mehr erreichen werden.

Zu den vielen insbesondere weißen Frauen (53%), die Trump gewählt haben, möchte ich zum Schluss warnend die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright zitieren: „es gibt einen speziellen Platz in der Hölle für Frauen, die einander nicht helfen.

Und, um nicht ganz so unversöhnlich zu enden, auch noch Irmtraud Morgner. „Der schlimmste Fehler von Frauen ist ihr Mangel an Größenwahn.“