Angelikas rede zu Zwergschulen

 Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrte Damen und Herren,

unser Dank geht zunächst an die Verwaltung, die eine sehr umfassende und transparente Zusammenstellung der Schülerzahlen und deren Entwicklung im Kreis vorgelegt hat. Die Empfehlungen, die aus dieser Zusammenstellung und Gesprächen mit den Akteuren abgeleitet sind, sind für uns absolut nachvollziehbar.

Doch auch wir Grüne wollen, dass die Schule im Dorf bleibt und begrüßen die Ergebnisse der groß angelegten Untersuchung des Landes Schleswig-Holsteins.

Diese kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass die Schließung von Schulen, die die Mindestgrößen auch in absehbarer Zeit nicht erreichen werden, keineswegs immer die ökonomisch beste Lösung ist und plädiert dafür, Ausnahmen zuzulassen. Dies möchte ich deutlich unterstützen.

Seit 2008 bis heute sind über 200 Grundschulen in Schleswig-Holstein geschlossen worden. Die meisten von ihnen auf dem Land. Wir alle wissen, was eine Schulschließung für ein Dorf bedeutet. Mag auf der einen Seite Geld gespart worden sein, so bei der Einsparung von Schulleitungsstellen, verliert ein Dorf doch an vielen anderen Stellen – sozial und ökonomisch. Die Schulbeiträge für die Schüler müssen weiterhin von der Heimatgemeinde bezahlt werden, bleiben aber nicht wie bisher im Dorf, sondern gehen an die Nachbargemeinde mit einem Schulstandort. Die ehemalige Schulimmobilie muss weiter finanziert werden und lange nicht immer findet sich eine alternative sinnvolle  Nutzung , so dass die bisher geleisteten Investitionen als Fehlinvestitionen betrachtet werden müssen.

Es fehlt ein  soziale Zentrum im Dorf und ein Anreiz für junge Familien in die Gemeinde zu ziehen. Dies hat wieder Auswirkungen auf die Immobilienpreise. Und so setzt sich der Rattenschwanz fort.

Ich selbst lebe in einem Dorf, das vor 8 Jahren seine Schule geschlossen hat. Seitdem sind genau zwei Familien mit Kindern in das Dorf gezogen. Sie fühlen sich nicht sehr wohl: Fehlende Spielkameraden, frühes Aufstehen wegen der langen Schulwege schon für Kleinen, Freunde oft im nächsten oder übernächsten Dorf und somit fast unerreichbar, wenn denn nicht Mutti fährt.

Das ist schon für viel zuviele Orte in Nordfriesland traurige Realität.

Von daher können wir es uns in Zukunft nicht leisten, in gleichem Maße Schulstandorte zu schließen wie Schülerzahlen sinken.

Das bedeutet auf der anderen Seite natürlich nicht den zwingenden Erhalt jedes Standortes.

 Ein Qualitäts- und Vertretungskonzept muss die einzelne Schule schon vorlegen. Ein Dorfschulzuschlag für Lehrer und Leitung ist nicht zu erwarten, höchstens EU-Gelder für Investitionen, Anschubfinanzierungen und Projekte. Wenn eine Gemeinde sich mit der Dorfschule dieser Herausforderung stellen möchte, sollten wir dies als Kreis unterstützen.

Und wenn der Gesetzgeber nun einen Funken Bereitschaft signalisiert offen für individuelle Lösungen zu sein, sollten wir diese Entscheidung abwarten, bevor wir Schritte empfehlen, die nicht reversibel sind. Denn:   Eine einmal geschlossene Schule ist in der Regel nicht wieder zum Leben zu erwecken.

Deshalb stimmen wir dem Änderungsantrag zu.