Rede zum Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten und zum Plan für Chancengleichheit

Kerstin Mock-Hofeditz

Anrede

Dank an Simone Ehler, Wiebke Topf und Marion Hansen für den Gleichstellungsbericht und an diejenigen, die den Plan zur Chancengleichheit aufgestellt haben.

Vielfältigkeit der Tätigkeit einer Gleichstellungsbeauftragten sieht man ja schon an der Vielzahl der Themen  im Bericht, von Arbeitsmarkt, über Gender Mainstreaming in der Kreisverwaltung, Beratungen, Broschürenerstellung, Begleitung von Ausschreibungen und vielem mehr bis hin zur Organisation von Veranstaltungen – etwa die Ausstellung „99 Frauen und ich“ im Husumer Rathaus, die zur Zeit zu sehen und sehr zu empfehlen ist.

Ich freue mich besonders, dass der Bericht zur Situation von Migrantinnen in Nordfriesland immerhin die Gründung einer Arbeitsgruppe zur Folge hatte und bin sehr gespannt auf die im Bericht angekündigten weiteren Projekte. Wie notwendig auch hier Hartnäckigkeit und Präsenz sind, um Migrantinnen bessere Chancen und mehr Rechte einzuräumen, wurde mir in dervon  letzten Woche bei der Veranstaltung zu Yeziden in Deutschland von Fremde brauchen Freunde einmal mehr deutlich. Ich habe mich gefreut, dass auch sie dort waren, Frau Ehler.

Die Re-Auditierung des Kreises als familienfreundlicher Betrieb zeigt, wie Erfolgreich der Kreis in diesem Bereich arbeitet. Es soll auch die Möglichkeit zur Ausbildung in Teilzeit geben– flexible und mobile Arbeitszeitmodelle sind mit Sicherheit das A und O eines modernen Arbeitgebers, der es seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, Familie und Beruf in den unterschiedlichen Phasen eines Familien- oder auch Menschenlebens unter einen Hut zu bekommen.

Doch nun möchte mich weniger mit Details des Berichtes befassen, als mit der Großwetterlage: mit der neuen Koalition in Kiel ist es endlich so weit, dass die Rückschritte, die dieses Land unter der schwarz-gelben Regierung in der Gleichstellungspolitik gegangen ist, ein Ende haben – das erklärte Ziel ist, wieder eine Frauen- und Gleichstellungspolitik in Schleswig-Holstein zu führen, die vorbildhaft für andere Bundesländer sein kann. Die Koalition will die ökonomische Gleichstellung von Frauen fördern und das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ vorantreiben. So  werden Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen unterstützt und die erfolgreiche Arbeit der Beratungsstellen „Frau & Beruf“ gesichert. Das ist für Nordfriesland und für Husum eine sehr gute Nachricht.

Im Koalitionsvertrag steht, dass ein landesweites Netz von professionellen, weisungsunabhängigen Gleichstellungsbeauftragten in Kommunen, Hochschulen und öffentlichen Unternehmen unverzichtbar sei und dass man die Arbeit der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten absichern werde. Dazu würde die Grenze für die Verpflichtung zur Bestellung hauptamtlicher Gleichstellungsbeauftragter wieder auf 10.000 Einwohner je Verwaltungseinheit abgesenkt.

Dies ist in meinen Augen eine sehr gute Nachricht – allerdings: was hilft es, wenn selbst unter der alten 15.000 Regelung, die schwarz-gelb eingeführt hatte, zwei große Ämter in Nordfriesland, nämlich Mittleres Nordfriesland und Eiderstedt in Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Tönning seit Jahr und Tag keine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte haben?

Dieses Detail des Berichtes hat mich entsetzt und es ärgert mich, dass gerade im strukturschwachen ländlichen Raum der Gleichstellung von Männern und Frauen so wenig Gewicht beigemessen wird. Sie alle kennen den Spruch, an welchem Körperteil Strukturschwäche beginnt, ich möchte das hier nicht weiter ausführen.

Aber mein dringender Appell geht an die Ämter, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen und die Chance zu ergreifen, mit einer der Hauptamtlichkeit der Gleichstellungsbeauftragten dafür zu sorgen, dass auch im mittleren Nordfriesland und auf Eiderstedt eine so vielfältige geschlechtergerechte Arbeit geleistet wird, wie sie uns für Nordfriesland in diesem Bericht präsentiert wurde.