Rede von Dr. Peter Schröder zu Gigalinern

Peter Schröder                                                                  

Kreistag am 10. 02. 12

Rede zu Gigaliner, TOP 9

…unsere Kühe weiden am La Plata…..

Dieser Ausspruch stammt vom Anfang des letzten Jahrhundert, als reichliche Maisernten in Argentinen dazu führten, daß dieses Getreide günstig in das damalige Deutsche Reich kam –  günstig auch bei den aus heutiger Sicht vorsintflutlichen Transportmöglichkeiten mit Segelschiffen und unter anderen Handelsbedingungen.

Die heutigen viel niedrigeren Kosten in einem unseren Planeten umspannenden, fast perfektem Transportsystem lassen nicht nur alle unsere Kühe Futter – importiert von anderen Kontinenten – fressen, sondern auch alle Schweine- und alle Hühnerställe werden mit Soja aus Übersee beliefert.

Wegen dieses Futterimportes  – vor allem aus Lateinamerika – ist es dazu gekommen, daß die europäischen Märkte mit Fleisch und Milch gesättigt sind und Absatzmärkte außerhalb der EU nötig geworden sind.

Einerseits sind Abnehmer u. a. die reichen arabischen Staaten die Hochpreis – Lebensmittel aus Europa nachfragen.

 Andererseits werden die ‚Abfälle’ der Hähnchenmast, wie Hälse, Flügel – ich sage mal, alles was bei der Produktion von  ‚Pulet Brüschtle’  – wie der Schweizer sagt – oder  von ‚chicken nuggets’  – wie wir Deutschen sagen  – an Essbarem übrigbleibt, in die weniger solventen Länder Afrikas noch mit Gewinn verfrachtet – mit den bekannten negativen Folgen für die Geflügelproduktion durch dortige Kleinbauern.

Und man fragt sich bange, wie das denn sein kann, dass bei uns ein Kilo dieser Produktion, welches mit dem schmackhaften Braten der Witwe Bolte nichts mehr gemein hat, bei all dem Aufwand nur den Gegenwert etwa einer Zahnpastube hat.

Was hat das nun alles mit den Gigalinern zu tun, die laut Vorlage pro transportierter Tonne weniger Energie verbrauchen und somit kostengünstiger und weniger klimaschädlich wären?

Da kann man als Mitglied von Bündnis 90 / die Grünen doch eigentlich nicht dagegen sein.

Die vorgetragen positiven Seiten dieser großen Lastkraftwagen sehen wir.

Wir sagen nur: es ist nicht alles Gold was glänzt. Niedrige Transportkosten können Nebeneffekte haben, die wir alle ablehnen. Nur ein Beispiel aus der gerade geschilderten Produktionskette: Die Belastung der Gewässer durch das Übermaß an Gülle – man sehe nach Niedersachsen.

Wir stellen also als erstes eine Güterproduktion in Frage, bei der nicht alle Produktionsstufen  – und seinen sie über Kontinente verteilt –  sowohl sozialverträglich wie auch umweltverträglich sind.

Was wir nun auf keinen Fall wollen: Die Zunahme der Güterverkehrs auf der Straße.  Und das wird er, wenn nicht zügig in den Ausbau des Schienenverkehres auch für die Güterproduktion investiert wird. – Wir fordern eine Schienennetzpolitik, die den Belangen des Klimaschutzes gerecht wird.

Alle Infrastrukturkosten, die für die Gigaliner notwendig werden, sind besser im Sektor des Schienenverkehrs investiert.

Wir werden daher die Beschlußvorschläge der Verwaltung ablehnen und dem Änderungsantrag der SPD zustimmen.