Alter Gasthof: anders abbiegen!

Foto: Anke Dreeskamp

Wir alle sind schockiert, fassungslos, empört. Es gab Gerüchte über einen möglichen Abriss, aber wir hätten das nicht für möglich gehalten.

Jetzt müssen wir uns als Gemeinde an unsere eigene Nase fassen und schauen, was wir ändern können. Dazu haben wir einen Vorschlag erarbeitet:

Wir Grüne wollen ein Ende der bisherigen Bebauungslogik und stellen einen Antrag für die nächste Sitzung der Gemeindevertretung.

Dazu haben wir folgende Pressemitteilung veröffentlicht:

„Der Abriss des 200-jährigen Gasthofes ist kein Kolateralschaden, sondern passt in die Logik des Ausverkaufs der Insel“ so Margot Böhm, die für Bündnis90/Die Grünen in der Gemeindevertretung in List mitarbeitet. „Wir als Gemeinde fordern so etwas fast schon heraus, indem wir fortwährend den hemmungslosen Bau neuer Ferienwohnungen in unseren Bebauungsplänen ermöglichen“.

„Der alte Dorfkern hier in List war etwas besonderes, jetzt fehlt ein wichtiger Teil“, so Molly Kiesewein von der grünen Ortsgruppe. „Ich denke nicht, dass alles Mögliche getan wurde, um den Abriss zu stoppen.“
Was die Gemeinde im Vorfeld unternommen hat, um den Abriss zu verhindern, versucht die grüne Gemeindevertreterin jetzt heraus zu finden. „Leider habe ich dazu vom Bürgermeister noch keine Antwort bekommen“, führt sie aus. Auf der Suche nach Möglichkeiten, so etwas in Zukunft wirksam zu verhindern, habe sie sich auch an den Landrat gewandt. „Wir brauchen mehr Unterstützung durch das Know-How der Kreisverwaltung“, so Margot Böhm, die auch Mitglied des Kreistages ist.

Mit der Logik der Erstellung von Bebauungsplänen in List jedenfalls soll jetzt Schluss sein – das zumindest sieht ein Antrag der Lister Grünen für die nächste Sitzung der Gemeindevertretung vor. Er fordert das Ende der Ermöglichung des ungebremsten Zuwachses neuer Ferienwohnungen. Dafür brauche es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung – mit deren Erstellung die Kreisverwaltung und/oder externer Fachleute beauftragt werden sollen. Es gehe um eine verlässliche Anleitung dafür, wie ab sofort die Genehmigung neuer Ferienwohnungen ausgeschlossen werden kann – allen voran auf dem Gelände, wo letzte Woche noch der Alte Gasthof gestanden hat.

„Ich würde mir sehr wünschen, dass auch CDU und SPD da jetzt umdenken und mitgehen“, so Margot Böhm. „Würde jetzt nicht endlich gegen gesteuert, machen solche Abrisse Schule“, so Rolf Bünte vom Vorstand der Inselgrünen: „Wenn es wirklich nur 50.000 Euro Strafgeld sind und man danach wie gewünscht bauen kann, lohnt sich hier in List und auf ganz Sylt ein illegaler Abriss für jeden Investor“.

Der grünen Ortsgruppe sei es wichtig, jetzt sofort ins Handeln zu kommen. „Wenn wir dafür ein Beherbergungskonzept brauchen, sollten wir es schnell beauftragen – wenn es auch ohne geht, machen wir es anders“, so Molly Kiesewein. Das gelänge natürlich nur, wenn eine Mehrheit der Gemeindevertretung aus dem Schock heraus ins Handeln käme.