Gerhards Rede zur geplanten Verlagerung der überbetrieblichen Azubi-Ausbildung aus NF nach Flensburg – Kreistag 11.6.2021

Sehr geehrter Herr Kreispräsident,
sehr geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren,
Die hier angesprochenen Veränderungen der überbetrieblichen Ausbildung widersprechen den grundsätzlichen Aufgaben der Handwerkskammern, denn im § 2 ihrer eigenen Satzung heißt es:
Aufgabe der Handwerkskammer ist insbesondere die Interessen des Handwerks und des handwerksähnlichen Gewerbes zu fördern und für einen gerechten Ausgleich der Interessen dieser Gewerbe und ihrer Organisationen zu sorgen.
Offensicht sind damit nicht die Interessen der Handwerksbetriebe gemeint, die hier in Nordfriesland ansässig sind.
Die von der Kammer geplanten Verschlechterungen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung scheinen im Zusammenhang mit einen 2016 in Auftrag gegebenen Gutachten des Landes zur Neustrukturierung der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung zu stehen.
Dort werden die Vielzahl der Bildungsstätten, deren zum Teil veralteter Zustand und eine zu geringe Auslastung als Grund genannt, eine Neustrukturierung vorzunehmen mit dem Ziel, die Qualität und die Förderfähigkeit der Ausbildung durch Bündelung langfristig zu sichern und Doppelstrukturen zu vermeiden.
Eine zu geringe Auslastung der Fortbildungsstätten gibt es im Kreis Nordfriesland, (wie wir hier heute bereits gehört haben) jedoch nicht. Auch die Qualität der überbetrieblichen Ausbildung ist in Nordfriesland eins A. Dies habe ich aus eigener Erfahrung – meine Tochter hat an den Fortbildungsmaßnehmen hier in Husum mit Begeisterung teilgenommen und wie viele Ihrer Kolleg:inne eine hervorragende Ausbildung genossen.
Die geplante Verlagerung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung nach Flensburg steht wohl eher im Zusammenhang mit der von der Kammer geplanten Neugestaltung bzw. Modernisierung von zwei Gebäuden sowie dem geplanten Neubau einer Tischlerei.
Hier muss aus Sicht der Kammer natürlich eine Auslastung sichergestellt werden!
Was die geplanten Umstrukturierungen für junge Auszubildende aus den Rand-Regionen unseres Kreises bedeutet ist hier heute sehr deutlich dargestellt worden.
Wir unterstützen daher nicht nur die Beschlussvorlage sondern auch den Antrag der SPD Fraktion, im Falle der Beibehaltung der Planungen die überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung in die Hände der Kreishandwerkerschaft zu legen, um so die beiden Standorte Im Kreis erhalten zu können.
ABER fatal:
Die Schaffung zusätzlicher überbetrieblicher Ausbildungskapazitäten durch Träger von überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen bedarf der Prüfung und Zustimmung durch die Handwerkskammer. Entsprechende Anträge sind vor Planungsbeginn bei der Handwerkskammer Flensburg einzureichen. Die Entscheidung trifft der Vorstand der Handwerkskammer.
Die Schaffung zusätzlicher überbetrieblicher Ausbildungskapazitäten ist nur dann zustimmungsfähig, wenn ein besonderer unabdingbarer Bedarf geltend gemacht und begründet wird, der nicht von einem anderen Träger von überbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen im Kammerbezirk mit vorhandenen Kapazitäten erfüllt werden kann.
Das ist ein Zitat aus der Ausbildungsverordnung der Handwerkskammer…
Wir plädieren hiermit zudem an unsere Kolleg:innen der CDU-Fraktion, ihre Verbindungen zur Bundestagsabgeordneten Petra Nicolaisen und dem Landtagsabgeordneten Johannes Callsen zu nutzen, die geplanten Veränderungen der Kammer nicht zu unterstützen sondern im Sinn der Kreishandwerkerschaft Nordfriesland zu agieren.
(Dazu ist zu sagen, dass die beiden Politiker:innen von der Kammer bereits heftig umworben wurden siehe: https://www.hwk-flensburg.de/artikel/bauvorhaben-in-flensburg-und-rendsburg-vorgestellt-11,0,383.html) Klammerinhalt war nicht Teil meiner Reede