Anlässlich des Tags des Artenschutzes sind am 2. März 2020 die Abgeordneten der Landtagsfraktion und die Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein ins ganze Land ausgeschwärmt, um auf die Bedeutung des Artenschutzes und der biologischen Vielfalt hinzuweisen.
Auch im ländlich geprägten Schleswig-Holstein ist der Rückgang heimischer Pflanzen- und Tierarten angekommen. Wir haben seit langem ein qualitatives Problem, das sich in den umfangreichen Roten Listen widerspiegelt. Immer längere Aufzählungen dokumentieren dort die Zahl der gefährdeten oder bereits ausgestorbenen Arten. Inzwischen haben wir allerdings zusätzlich ein dramatisches quantitatives Problem. Die Lebensräume heimischer Wildarten schrumpfen rasant. Ein Beispiel von vielen: In den letzten Jahren wurden weniger als 5% des Grünlands als wertvoll für die Natur eingestuft. Es wundert deshalb nicht, dass die für Schleswig-Holstein typischen Wiesenvogelarten, allen voran der Kiebitz, fast verschwunden sind. Andere, ehemals artenreiche Gebiete, wie Heiden, Moore, Feuchtgebiete oder alte Wälder, wurden entwertet durch Entwässerungen und sind belastet durch hohe Stickstoffeinträge aus der Luft. Straßen und Siedlungen sind für viele Arten zu unüberwindbaren Barrieren geworden. Geeignete Lebensräume können oft nicht mehr erreicht werden.
Bereits vor 50 Jahren wurde am 3. März das Washingtoner Artenschutzabkommen unterzeichnet. Es regelt weltweit den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Teilerfolge konnten z.B. beim Schutz der Elefanten erzielt werden. Die Giganten wären längst ausgerottet, wenn der Verkauf des Elfenbeins aus ihren Stoßzähnen nicht strikt unterbunden worden wäre. In Schleswig-Holstein ist allerdings nicht nur der Schutz von Wildarten und ihren Lebensräumen die große Herausforderung. Der Artenschwund kann nur aufgehalten werden, wenn hochwertige Lebensräume wieder neu geschaffen werden und das im kleinen Rahmen, im Dorf und im Hausgarten, ebenso wie im großen Rahmen in der freien Landschaft. Naturschutzverbände haben dazu das Motto herausgegeben: Jeder m² zählt!
Einen Beitrag zu dieser Aufgabe leistet die „Saatfabrik“ von Gisela Twenhöven in Bohmstedt, die Andreas Tietze heute besucht. Die Agraringenieurin sammelt Saatgut von Wildpflanzen vor Ort und vermehrt diese auf ihrem Acker. Darüber hinaus arbeitet sie mit mehreren Landwirten aus Norddeutschland zusammen. Diese vermehren auf einer Fläche von 70 ha Größe ca. 100 heimische Wildblumen und -gräser. Das aufwendig gewonnene Saatgut wird in Schleswig-Holstein verwendet, um neue artenreiche Flächen anzulegen. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt ab März 2020 die Verwendung solchen Saatguts bei Einsaaten in der freien Landschaft auf allen Flächen vor, die nicht landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt werden.
Biotope, in denen viele verschiedene Wildpflanzen wachsen, bieten nicht nur einer Vielzahl von Insekten Nahrung. Andere Tiere, wie Vögel, Amphibien und Kleinsäuger fressen wiederum diese Insekten und werden selbst zur Nahrung von Falken und Füchsen. Solche Nahrungsketten und Nahrungsnetze sind immer löchriger geworden und müssen dringend geflickt werden. Gisela Twenhöven hilft mit ihrem Anbau beim Löcher stopfen.
Zum anderen hat Andreas Tietze gemeinsam mit der „Baumschutzgruppe Husum“ auf der Bürgerobstwiese im Soltbargen einen Apfelbaum der Sorte “Berner Rosenapfel” gepflanzt. Die Gruppe gehört zum BUND Husum e.V. undhat an mehreren Stellen in Husum auf städtischen Flächen Obstwiesen angelegt, wo sie gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Bäume alter Obstsorten pflanzt. „Diese leisten einen Beitrag zum Insekten- und Vogelschutz und zur Artenvielfalt“, so Frank Hofeditz von der Baumschutzgruppe.Viele Menschen nutzen dies als Gelegenheit, einen Baum zu einem besonderen Jubiläum oder Geburtstag zu pflanzen und gleichzeitig der Natur etwas Gutes zu tun.
Andreas Tietze resümiert: „Wir haben außerdem noch einige Nisthilfen für Vögel an der Ahornallee entlang der Obstwiese angebracht. So wurde der „Tag des Artenschutzes“ für mich zu einem runden Erlebnis und ich freue mich, dass so viele Menschen engagiert dazu beitragen, dass ihre Gärten mit heimischen Kräutern, Gräsern, Blumen und Bäumen auch der Tierwelt ein zu Hause bieten.“