Sehr geehrter Herr Kreispräsident, sehr geehrter Herr Landrat, werte Kolleginnen und Kollegen,
nun stellen wir uns im Kreistag der konkreten Frage, was wir in Nordfriesland machen können, um unseren Beitrag dafür zu liefern, dass das Sterben im Mittelmeer endlich aufhören kann. Mittelmeer – das klingt nach Urlaub, Sonne und Strand. Für andere ist das Mittelmeer die letzte Station auf einer oft mehrere Tausend Kilometer langen Reise mit dem Ziel Europa.
Und machen wir uns nichts vor: Menschen, die es geschafft haben, keine weitere Dunkelziffer im Sterberegister der Sahara geworden zu sein, machen auch vor diesem letzten Schritt nicht halt. Wohlwissend, dass das Mittelmeer tödlicher ist denn je – jeder 62. Mensch, der es wagt, diese europäische Außenmauer aus Wasser überwinden zu wollen, stirbt.
Mittelmeer. Immer wieder das Mittelmeer. Warum beschäftigen wir uns damit. Immerhin ist uns das isländische Reykjavik (2032 km) um 95 km näher, als die italienische Insel Lampedusa (2127 km). Aber es geht heute nicht um Geografie, sondern um Humanität. Lassen Sie uns in Schleswig-Holstein, wenn schon nicht der erste Kreise insgesamt, dann wenigstens der erste Kreis sein, der geschlossen für eine Resolution zur Seebrücke stimmt.
Die Kreise Schleswig-Flensburg sowie Plön haben bereits eine Resolution verabschiedet. In ganz Deutschland gibt es bereits 58 sichere Häfen – alle Bundesländer, bis auf das Saarland haben Gemeinden, Städte und Kreise, die sich dafür engagieren. Und die Zahl wächst ständig.
Wir verurteilen, genauso wie die Initiatoren der Aktion Seebrücke, die europäische Abschottungspolitik und wollen mit der Resolution ein Zeichen der Humanität setzen. Daher richtet sich unsere Resolution auch explizit an die Ebene der Bundesregierung, die sich auch für eine nachhaltige Entwicklungspolitik einsetzen muss, die diesen Namen auch verdient.
Was mir an der vorliegenden Resolution persönlich am wichtigsten ist, ist jedoch nicht der Appell an die übergeordneten politischen Ebenen. Das wichtigere Zeichen setzen wir als Kreistag in Richtung der kreisangehörigen Gemeinden.
Wir sind stolz auf die Gemeinde Sylt, die bereits ein sicherer Hafen geworden ist und sich der Aktion Seebrücke angeschlossen hat. Wir wollen, dass die Gemeinden sehen, dass wir auf Kreisebene die Unterstützung und Solidarität zeigen, die uns möglich ist. Wir freuen uns daher über jeden weiteren kommunalen Beschluss, der weitere sichere Häfen in Nordfriesland schafft.
Und im Gegensatz zu anderen Resolutionen, die wir hier im Kreistag so manches Mal beschließen, kann diese auch tatsächlich Wirkung entfalten. Bereits vor zwei Monaten konnten wir erleben, dass das Land Schleswig-Holstein 22 sogenannte Mittelmeerflüchtlinge aufgenommen und an die sicheren Häfen verteilt hat.
Wer nun unkt, dass es sich lediglich um 22 Personen handelt, dem halte ich folgendes entgegen: Bei der Rettung von Menschenleben dürfen wir nicht in Zahlen denken. Jedes, ich wiederhole, JEDES Leben ist es wert, gerettet zu werden. Jeglichem Zynismus, der das verneint, widerspreche ich energisch.
Lasst uns daher gemeinsam als gesamter Kreistag für die vorliegende Resolution – mit den übernommenen Änderungen – stimmen. Ich bitte Sie um Unterstützung für den Antrag.