Diskutierten über Klimaschutz: Moderatorin Kerstin Mock-Hofeditz, Klägerin Silke Backsen und Anike Peters von Greenpeace (Foto: S. Clorius)
Das Thema „Klimaschutz“ brennt nicht nur den Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln, die freitags mit „Fridays for Future“ auf die Straßen gehen, sondern auch viele eher ältere Menschen sind sehr an dem Thema interessiert, wie sich bei der Veranstaltung der Grünen Nordfriesland im Handwerkerhaus zeigte. Die Grünen hatten den kleinen Saal für 30 Leute gebucht, nach Husum gekommen sind weit über 60, als es um die Klimaklage der Familie Backsen gegen die Bundesrepublik Deutschland ging.
Bio-Bäuerin und Biologin Silke Backsen erklärte zunächst, warum sie, ihr Mann und alle vier Kinder gemeinsam den Weg der Klage gehen: „Wir sind auf Pellworm unmittelbar betroffen, wir erleben, wie unsere Existenz durch Miss-und Minderernten nach den Extremwettern vom sehr nassen Herbst 2017 und vom Jahrhundertsommer 2018 in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei der Klage geht es keineswegs darum, dass wir persönlich eine Entschädigung für unsere Ernteausfälle einklagen wollen. Wir wollen, dass die Bundesregierung sich endlich daran macht, die zugesagten und unterschrieben Klimaziele einzuhalten. Uns geht es darum, dass wir, unsere Kinder und zukünftige Generationen auch künftig die Chance haben, auf Pellworm zu leben und zu wirtschaften.“
Anike Peters betreut und unterstützt die drei klagenden Familien bei Greenpeace: „Wir strengen die Klage gemeinsam mit den Familien an – allesamt Landwirte, nämlich die Familie Backsen mit ihren Fleischrindern, eine Obstbauern-Familie aus dem Alten Land bei Hamburg und ein Milchviehbetrieb aus Brandenburg. Alle haben Höfe, die über Generationen bewirtschaftet wurden und nun durch die Klimakrise vor ernsten Problemen stehen. Und die Bundesregierung tut nichts!
Einen ersten Eindruck, welche Auswirkungen die Erderhitzung haben könnte, erfuhr Deutschland bei der anhaltenden Hitze des Sommers 2018. Die schlimmsten Folgen können wir noch aufhalten – wenn die Erderhitzung unter den kritischen 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau bleibt. Dafür setzen wir uns ein!
Regierungen auf der ganzen Welt haben es allerdings bis heute versäumt, der Erderhitzung entschlossen entgegenzutreten und ihre Bürger*innen vor den Folgen zu schützen. Dazu gehört auch die deutsche Bundesregierung. Bis 2020 wollte Deutschland einen beträchtlichen Teil seines Ausstoßes des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 einsparen: 40 Prozent, im Vergleich zum Jahr 1990. Dieses verbindliche Ziel wird von der Bundesregierung bei Weitem verfehlt. Es scheitert nicht an der technischen Machbarkeit, sondern einzig am politischen Willen. Dafür kann man sie verantwortlich machen. Deswegen klagen wir.“
Die Diskussion in Husum entspann sich dann auch zwischen Forderungen an die Politik, insbesondere nach schnelleren Abschaltung von Kohlekraftwerken, und dem, was jede und jeder selber tun kann, um CO2 einzusparen. So sei vielen nicht bewusst, dass Ihr Engagement im Alltag so viel wie möglich auf das Auto zu verzichten, zwar löblich sei, aber die klimafreundliche Wirkung schon durch eine Flugreise in den Urlaub, und sei es nur alle zwei Jahre, zunichte gemacht würde. Eine Besucherin resümierte dann auch „ohne Verbote wird es nicht gehen – wir sind alle Menschen mit unseren großen und kleinen Lastern.“ Dennoch gibt es viele einzelne Schritte, die jeder gehen kann und sollte – bei der Wahl des Verkehrsmittels und des Urlaubsziels, beim Verzicht auf Billigfleisch oder auch beim Wechsel des Stromanbieters.
Und: eine Fridays for Future-Demo wird es in Husum am weltweiten Aktionstag, den 15.3., auch wieder geben: die Schülerinnen und Schüler freuen sich über jegliche Unterstützung. Der Auftakt ist um 8 Uhr am Wendehammer in der Ludwig-Nissen-Straße vor der Theodor-Storm-Schule.