Planet Plastik – Fischerei

Wir starten unsere Inseltour mit der Fischerei. Im April haben wir zum „Earth Day“ zu einer symbolischen Deichsäuberung aufgerufen. Eigentlich dachten wir, den ausgewählten Deichabschnitt sehr schnell sauber sammeln zu können, aber am Deichfuß und im Steinigel fanden wir viele kleine blaue oder orange Fäden, Taue und Knäuel. So richtig wussten wir nicht, um was es sich dabei konkret handelt. Also haben wir unsere Fischer gefragt, ein wenig im Internet recherchiert und sind dabei auf ein „altbekanntes“ Problem gestoßen. Es handelt sich um Reste von Seilen aus Polyethylen, die von den Fischern zugeschnitten und in die Netze eingeflochten werden, um die Unterseite der Netze gegen Verschleiß zu schützen. Die Netze werden in der Baumkurrenfischerei konstruktionsbedingt sehr nah am Boden geschleppt.

Diese Scheuerschutz-Quasten werden auch „Dolly Ropes“ genannt. Während des Fischens fransen diese Dolly Ropes sehr leicht aus und ein Teil des Materials reißt ab. Innerhalb von 2 Wochen nach Anbringung sind bereits 10-25% des Materials abgerissen. Scheuerschutz-Quasten werden auf der ganzen Welt in den verschiednen Arten der Grundschleppnetzfischerei verwendet. Schätzungen zufolge werden in Europa jährlich über 100.000kg Dolly Ropes eingesetzt. Im Thünen-Institut (Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei) läuft bereits ein Projekt zu diesem Thema: DropS – Verringerung von Kunststoffmüll aus Fischerei durch Netzmodifikation. Dabei geht es darum, verschiedene Netzdesigns auszuprobieren, um den Kunststoff-Eintrag ins Meer zu verringern. Die Forschung bezieht sich konkret auf Fragen wie z.B. durch welche Netzmodifikationen der Kontakt zwischen Netz und Meeresboden reduziert oder vermieden werden kann und ob solche Änderungen im Netzdesign in kommerziellen Betrieben praktikabel sind.

Auch die Pellwormer Fischer sind sich des Problems schon seit langer Zeit bewusst. Sie versuchen, andere Materialien oder Konstruktionen auszuprobieren, um den Kunststoffeintrag zu reduzieren. Es ist schwierig, auf natürliche oder/und abbaubare Materialien auszuweichen, da diese wesentlich schneller abgerieben werden. Plastik ist einfach ein hervorragender Werkstoff – weich und biegsam, hart und steif, dehnbar oder extrem reißfest und leider sehr günstig in der Herstellung. Durch seine Langlebigkeit bleibt Plastik aber immer extrem lange erhalten und durch seine Reißfestigkeit ist er oft eine Gefahr für Tiere, die sich in den Scheuerschutzfäden leicht verheddern können.

Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, aber es wird auf allen Ebenen daran gearbeitet!

Vielen Dank an Hermann Matthiesen, Birger Zetl und Steffen Koch für die vielen Informationen und das Material

Silke Backsen

Foto: Silke Backsen