Angelika zu TOP 21: Weiterentwicklung der KZ – Gedenkstätte Husum – Schwesing 29. Mai 2015 Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrte Damen und Herren, heute sind wir an der Reihe. Wir, die meisten von ihnen und ich, die dritte Generation, die Generation der Enkel. In unserer Verantwortung liegt es nun, die Erinnerung für die vierte und weitere Generationen zu bewahren, für die Generationen nach uns, die so gut wie keinen direkten Kontakt mehr zu den Geschehnissen und Opfern der NS-Zeit haben und haben werden. Die erste und zweite Generation war direkt durch den Krieg und dessen Vorgeschichte geprägt und daher verunsichert und entwurzelt. Man tat vieles, um sich nicht erinnern zu müssen und legte alle Energien in die Zukunft . Das hatte zur Folge, dass die Menschen mit ihren Erinnerungen allein waren. Man sprach meist nicht drüber, aber man konnte ihnen auch nicht entgehen. Auch meine Generation, die eben genannte dritte Generation, war eigentlich noch sehr nah dran. Ich bin 15 Jahre nach Beendigung des Krieges geboren. 15 Jahre in der Geschichte sind nichts! Und dennoch war in meiner Kindheit und frühen Jugend die NS -Zeit deutlich weiter weg als das antike Rom. Meine Freunde und ich wuchsen in einer heilen Welt auf. Und das so kurz nach der Katastrophe. Da kann man mal sehen, wie schnell das Vergessen eintritt, wenn man nichts für das Erinnern tut. Doch statt unserer Eltern übernahm zum Glück Stück für Stück die Gesellschaft die Verantwortung für die Auseinandersetzung. Genaueres erfuhren wir, je nach politischer Ausrichtung der Lehrer, mehr oder weniger intensiv an den Schulen. Filme nahmen sich des Themas an und ich kann mich noch gut an mein ungläubiges Betroffensein erinnern, als ich den amerikanischen Vierteiler „Holocaust“ im Fernsehen gesehen habe. Waren doch meine Großeltern Teile dieser Tätergeneration. All diese Perioden der NS-Geschichte lassen sich in Schwesing wiederfinden: Als Ort der Täter und Opfer, als Ort, an den man sich nicht erinnern wollte, als Ort, der wiedergefundenen Erinnerung. Und an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank.
