Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst bedanke auch ich mich bei der Verwaltung, insbesondere bei Frau Ehler und Herrn Boller, für den uns vorliegenden Bericht. Zwar hätte ich als Frau und Grüne gerne in manchen Bereichen etwas anderes gelesen, aber m.E. zeigt der Bericht ein realistisches Abbild der Gesellschaft.
So fragte ich letzte Woche Schülerinnen und Schüler einer ausgesprochen leistungsstarken Abiturklasse nach ihren Vorstellungen und Wünschen für die Zukunft. Fast alle wollten einen Beruf erlernen, der ihnen Freude bereitet. Fast alle wünschten sich auch ein oder zwei Kinder. Für den Großteil der Mädchen war dabei klar, dass sie weniger arbeiten würden, wenn die Kinder da wären. Sie wollen für ihre Kinder da sein, denn , Zitat: „Wozu bekommt man sonst Kinder.“ Die Jungen fanden diese Einstellung prima, und wünschten sich eine solche auch von ihren zukünftigen Ehefrauen. Sie selbst würden natürlich voll arbeiten wollen, damit die junge Familie sich auch etwas leisten kann. Das wiederum fanden die Mädchen prima, denn man möchte doch stolz auf seinen Mann sein.
Tja, da stand ich nun und sah, dass mein auf Emanzipation und Eigenverantwortlichkeit ausgerichteter Politik- Deutsch – und Religionsunterricht nicht die erwünschten Früchte getragen hat. Keine Wünsche der Jungen Kindergärtner in Teilzeit zu werden, keine Wünsche der Mädchen Landrätin zu werden.
Das ist gerade für uns Grüne hart, stehen wir doch in dem Ruf, immer zu wissen, was für die anderen gut ist. Zu ihrem Besten- versteht sich. Und gut ist, nach unseren Vorstellungen, eine paritätische Verteilung der Funktionen und Arbeitsbereiche auf Mann und Frau.
Neben ebenbürtigen Wahlmöglichkeiten im Beruf verhindert eine paritätische Verteilung der Arbeit die viel beklagte Altersarmut von Frauen wegen Familienpausen und Teilzeitbeschäftigung und sie steht der Vergeudung von Talenten entgegen – denn immer noch haben Mädchen bessere Schul- und Studienerfolge.
Besonders ärgerlich an der neu-alten Arbeitsteilung ist, dass es noch nie so einfach für Frauen und Männer war, den althergebrachten Rollenmustern zu entfliehen. Und doch tun sie es nur selten.
Als Grüne streiten wir doch für ein anderes als der das Mann-Versorgermodell, daher habe ich ein Problem damit, nur dem nachzulaufen, was gerade irgendwie Trend ist. Sind wir nicht aktiv, um die Welt besser zu machen?
Was sich auch im Bericht der Gleichstellungsbeauftragten zeigt: Männerüberhang bei den Führungskräften und den gehobenen Gehaltsstufen, Frauenüberhang in der Teilzeitarbeit.
Wenn die traditionellen Rollenmuster von vielen freiwillig übernommen werden, ist dagegen nicht wirklich etwas zu sagen. Was steht höher als der freie Wille des Menschen? Wenn große Teile der Frauen ihre Aufgabe in einer Doppelfunktion als hauptsächliche Erzieherin ihrer Kinder und Hinzuverdienerin sehen, sollte eine Verwaltung dem Rechnung tragen, auch wenn das ideologisch nicht jedem ins Bild passt.
Die Kreisverwaltung trägt dem gesellschaftlichen Wunsch besonders der Frauen nach flexibler Beschäftigung Rechnung und das tut sie vorbildlich, wie man am Zertifikat für besondere Familienfreundlichkeit ablesen kann. Hier erfüllt sie voll die Erwartungen, die an sie herangetragen werden.
Aber sie tut noch mehr. Mit dem Projekt „Führungskräfte in Teilzeit“ eröffnet sie neue, kreative Möglichkeiten, für alle, die vielleicht doch ein wenig die ausgetretenen Wege verlassen wollen.
Ein nächster Schritt könnte vielleicht ein ähnliches Projekt sein, das Männern die Teilzeitarbeit etwas schmackhafter macht. So dass im nächsten Bericht nicht stehen müsste: Vereinzelt nutzen auch männliche Beschäftigte die Angebote der Teilzeitarbeit.
Eine Verwaltung kann nicht die Gesellschaft verändern, aber sie kann Strukturen schaffen, die den Weg zu einer veränderten Gesellschaft ebnen. Und da ist der Kreis Nordfriesland auf einem guten Weg.
Vielen Dank für Ihre Arbeit.