Rede von Kerstin zu TOP 21, Einrichtung einer Kunst- und Kulturmesse

Kreistag am 9.12.2011

Kerstin Mock-Hofeditz zu TOP 21

Bericht zur Umsetzung des Kreistagsbeschlusses von 18.04.2008 zur Einrichtung einer Kunst- und Kulturmesse in Nordfriesland

Eine Kunst – und Kulturmesse ist eine tolle Sache und auch hier im Kreis ist schon viel Zeit und Engagement in diese Idee geflossen – ein Dank ans Kulturamt für die Vorlage und ein besonderer Dank an die Arbeitsgruppen und allen voran an Bernd Facklam.

Auch unsere Fraktion war beteiligt an den vielen Vortreffen, aber da ich nicht persönlich dabei war, werde ich  vor allem vorliegende auf die Verwaltungsvorlage eingehen, die mich nicht sonderlich begeistert: mein Eindruck ist schon  der, dass man hier sehr weit oben ansetzt, nicht nur vom finanziellen Rahmen her, was die Einnahmeerwartung angeht (75.000 Euro soll es kosten, 30.000 Euro sollen herein kommen – das ist wirklich ne Menge Holz und 3.000 erwartete Besucher sind ne Menge Menschen) sondern auch von den selbst gesteckten Zielen: 3 Tage soll es dauern, eine hochkarätige Auftakt- UND eine ebensolche Abschlussveranstaltung soll es geben, das NCC als Tagungsort… das ist schon alles sehr hoch dimensioniert – wenig ambitioniert scheint allein der Zeitplan: 2017 soll das Ganze erst stattfinden…

Wenn man recherchiert, stößt man auf eine ganze Reihe unterschiedlicher Kunst- und Kulturmessen, aber es wird sehr oft von Entwicklung berichtet. Man hat klein angefangen, Erfahrungen gesammelt, ausprobiert, verschiedene Schwerpunkte in den unterschiedlichen Jahren gesetzt. In Freiburg haben sie 1989 begonnen und sind JETZT bei einer dreitägigen Messe für die ganze Region.

Wenn man jetzt in die Hände spuckt, könnte man 2013 doch die erste kleinere Messe in Husum versuchen. Daraus lernend könnte dann zur Kulturhauptstadt (wenn es denn was wird!) etwas „Größeres“ auf die Beine stellen. Gleich mit der ganz große Nummer in 2017 zu starten, scheint uns ein großes Risiko zu sein – wenn es zum Fiasko gerät ist möglicher Weise die tolle Idee der Kulturmesse für alle Zeiten in NF gestorben – das wäre doch sehr sehr schade.

Nicht dass man versucht mit diesem hochgestochenen Vorschlägen ein ungeliebtes Kind von vorneherein am Leben zu hindern?

Was ist das Ziel einer solchen Messe? Geht es darum,  dass die Anbieter von Kultur den möglichen Käufern, Veranstaltern, Intendanten, Privatleuten, ihre Angebote präsentieren können, also schon so etwas wie eine Verkaufsshow (was nicht negativ gemeint ist)?

In der Vorlage heißt es: man möchte die zeitgenössische nordfriesische Kunst und Kultur in all ihren Facetten abbilden. Das Festival soll als eine Art Leistungsschau der Kulturszene Nordfrieslands fungieren…

Wieso heißt es „nordfriesische Kunst und Kultu“r? – Kunst und Kultur in Nordfriesland würde uns deutlich besser gefallen.

Denn neben der bereits etablierten Kunst, neben den Raritäten der Klaviermusik, den Friesen und Dänen, Weberei, Malerei, den Poppenspälern und der Fotokunst – gibt es eine ganz breite Vielfalt  – an Soziokulturellem und Jugendkultur und an Altenbegegnung und auch die neuen Nordfriesinnen und Nordfriesen haben viel zu bieten. Diese mit ins Boot zu nehmen, sollte selbstverständlich sein, wo wir doch schon einig darüber sind, dass Integration in die Strategischen Ziele des Kreises aufgenommen werden soll. Bei der Kulturmesse böte sich eine wunderbare Gelegenheit, einen konkreten Schritt zu unternehmen, wenn man die „Migrant_innenkultur“ einbeziehen würde.

Was ist in der Vorlage mit Leistungsschau gemeint? Leistungsschau hat immer etwas mit Druck, Wettbewerb, Gewinnern aber auch Verlierern zu tun. Wir sind überzeugt, es kommt nicht darauf an, Perfektion zu zeigen, sondern die Bandbreite der gelebten Kultur und Kulturen erfahrbar zu machen. Es geht darum, die Freude am künstlerischen Tun zu erleben, die Vielfalt des Angebots zu zeigen und die große Zahl der jungen und älteren Menschen, die sich auf verschiedenste Weise künstlerisch zum Ausdruck bringen.

So heißt es über die Kulturmesse in Marburg: Um den Enthusiasmus der Mitwirkenden und die Begeisterung der Besucher zu verstehen, muss man sich in die Atmosphäre eines historischen Rathauses versetzen, dass plötzlich erfüllt ist von Mokka- und Gewürzduft, von Trommelklängen und Gesang. Menschen aus vielen Nationen zeigen stolz Kostproben ihrer Kultur und lassen andere daran teilhaben. Man kann den ganzen Tag hier verbringen und sich als Teil vom Ganzen erleben, was auch viele Familien tuen.

So stellen wir Grünen uns eine Kunst- und Kulturmesse vor und ich bin fest davon überzeugt, dass so etwas hier möglich ist und dass es nicht nur eine Bereicherung für den Kreis wäre, sondern auch für alle Beteiligten.

Diese Vorstellungen und dieser zeitliche Rahmen müssten im Ausschuss für Schule und Kultur diskutiert werden – ob es so nicht eher für uns in Nordfriesland passend wäre.

Denn so eine Messe weckt Interesse am Reichtum der verschiedenen Kulturen und kann nebenbei  auch andere Akzente in der Debatte um Zuwanderung setzen, die wir dringend brauchen.