Bye, Bye kleiner Tinnumer?

On-Demand-Verkehr statt Stadtbuslinien – gerne. Aber bitte richtig

Die Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) möchte den Stadtbusverkehr (Linien A, B, C) einstellen bzw. durch ihren On-Demand-Verkehr (SyltRide) ersetzen (Anfrage in der LZV Sitzung vom 19. April). Als Tarif im Stadtverkehr ist dann der Preis der Zone 1 plus ein bisher nicht näher definierter „Komfortzuschlag“ angedacht. Der On-Demand-Verkehr hat ja bequemere Sitze und kann die Fahrgäste fast vor der Haustür abholen bzw. fast bis an ihr gewünschtes Ziel bringen. Für mich ist die Aussage „Komfortzuschlag“ allerdings nur eine griffige Marketingaussage. Einen Stadtbusverkehr der Linien A, B, C „ohne Komfortzulage“ gibt es nach Abschaffung dieser Busse ja nicht mehr. Was sollen also die Schüler:innen und alle die Fahrgäste machen, die mehr oder minder regelmässig diese Stadtbusse nutzen? Mehr bezahlen, weil es ja auch mehr Komfort bedeutet? Nach dem Motto: Freuen Sie sich, Sie erhalten mit Ihrem neuen Handytarif 100 GByte zusätzlichen Cloud Speicher und der Tarif ist nur etwas teurer. Sie brauchen diesen Speicher nicht? Das ist Ihr Pech. Den alten Tarif müssen wir leider einstellen.

Ich möchte hier allerdings auch klarstellen, dass ich nicht gegen einen On-Demand-Verkehr auf Sylt bin. Ebensowenig bin ich nicht dagegen, die Route der Stadtbuslinien durch den On-Demand-Verkehr bedienen zu lassen. Allerdings kann es nicht sein, dass dieses auf Kosten der Schwächsten (Rentner:innen, Kleinverdiener:innen, Schüler und deren Eltern) umgesetzt wird. Zumal die SVG auch einiges an Geld einspart, wenn es die kleinen Linienbusse nicht mehr im 1 1/2 Stundentakt montags bis samstags fahren lässt. Mir ist auch klar, dass die SVG schwarze Zahlen schreiben muss und daher auch die Verluste, die die Stadtbusse einfahren, begrenzen will bzw. gar ins Positive drehen möchte. Mit anderen Worten, die Politik muss mit der SVG nach Lösungen suchen, die alle Fahrgastgruppen berücksichtigt und der SVG ein Auskommen ermöglicht. Keinem auf Sylt ist damit gedient, wenn die SVG auf Dauer nur rote Zahlen schreibt. Keinem ist damit gedient, wenn die Daseinsvorsorge, die auch eine Aufgabe der Politik ist, nicht ausreichend Berücksichtigung findet.

Konstruktive Lösungen werden gefunden, wenn alle Beteiligten miteinander nach tragfähigen Konzepten suchen. Konstruktive Lösungen werden gefunden, wenn sich keine der Beteiligten übergangen oder übervorteilt fühlt. In diesem Sinne: auf in einen neuen Dialog. Auf in eine neue Zeit des Umgangs miteinander.

Hier zur Info einen Link zum „Lüttbus“, den neuen On-Demand-Verkehr für Bredstedt und Umgebung (der übrigens mit einem normalen Ticket ohne Komfortzuschlag buchbar ist). Wir freuen uns sehr über den Erfolg des jahrelangen Einsatzes insbesondere von Uwe Schwalm aus der grünen Kreistagsfraktion.

V.i.S.d.P. Rolf Bünte

P.S.: Ich danke der SVG, dass sie beim 49 €-Deutschlandticket mitmachen wird und hoffe, dass viele Sylter:innen bei der SVG ihre entsprechenden Tickets bestellen.