Ist e-kerosin klimafreundlich?

Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auf der ganzen Welt brauchen wir eine neue Art der Mobilität. Eine Mobilität, die allen Bürger:innen nützt, die das Klima schont und die keinen ausufernden Flächenverbrauch erfordert. Wir bezweifeln daher, dass eine auf grünem Kerosin basierende Fliegerei eine wünschenswerte Form dieser notwendigen zukunftsfähigen Mobilität darstellt. Kann ja sein, dass Privatjets eine gute Einnahmequelle für den Flughafen auf Sylt sind und diese auf ein bestimmtes Image unserer Insel einzahlen. Kann sein, dass eine Anreise im Learjet eine bequeme und schnelle Anreise für Millionäre und gestresste Manager darstellt. Kann sein, dass mit e-Fuels betankte Privatflugzeuge und Jets für ein gutes Gewissen beim Fliegen sorgen. Zu einer besseren Bewältigung der Klimakrise trägt solch eine Art der Kurzstreckenfliegerei auf jeden Fall nicht bei (NDR und SZ: Zahl der Privatjet-Flüge und Treibhausgas-Emissionen steigen). Ob wir dieser Fliegerei bei uns Priorität zumessen, können und müssen wir daher diskutieren.

Klimafreundliche Mobilität nämlich geht anders. Denn:
1. Auch wenn das Kerosin aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, so wird für die Herstellung doch enorm viel unserer grünen Energie benötigt, die wir dringenst für andere Prozesse brauchen.
2. Das mit soviel Energieeinsatz hergestellte e-Kerosin anschließend in Flugzeugturbinen oder in Flugzeugmotoren zu ver(sch)wenden und dabei etwas Antriebsenergie, aber viel Verlustwärme zu erzeugen, ist kontraproduktiv.
3. Unsere dringend benötigte grüne Energie wird für eine so nicht notwendige Form der Anreise nach Sylt verschwendet.
4. Verbrennungsprozesse mit Kohlenwasserstoffen (e-Kerosin) in der Turbine und Explosionsprozesse mit e-Fuels im Motor erzeugen immer auch Abgase, die wir nicht gebrauchen können.

Um sehr lange Strecken in akzeptabler Zeit zurücklegen, ist Fliegen zur Zeit noch naheliegend. Ob notwendig, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch solch ein Flug wird niemals klimaneutral sein. Weder durch die Verwendung von e-Kerosin, noch durch grünem Wasserstoff. Zitat aus der Webseite des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt „Inzwischen scheint klar zu sein: Kondensstreifen tragen zu einer Erwärmung des Klimas bei – möglicherweise sogar genau so stark wie das von Flugzeugen ausgestoßene CO2.“

Fazit: Eine auf den Zug beruhende Mobilität bei der Anreise nach Sylt ist somit viel klimafreundlicher als die Anreise mit einem mit e-Fuel betankten Flugzeug (oder mit e-Fuel betankten Auto). Eine Fluganreise (auch bei Verwendung von e-Fuels) sollte daher die Ausnahme darstellen. Und spätestens nach dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung der Marschbahn stellt sich die Frage, ob eine Anreise per Flugzeug überhaupt noch notwendig und angebracht erscheint – oder ob wir das Flughafengelände auch im Rahmen des Klimaschutzes nicht ganz oder teilweise sinnvoller für alle Inselbewohner:innen und die Natur nutzen wollen.

Was e-Fuels, hergestellt aus quasi „überschüssigen grünen Strom“ betrifft, so möchte ich darauf hinweisen, dass es sicherlich besser ist diesen überschüssigen Strom für die Entfernung von CO2 aus unserem Meereswasser und der Atmossphäre zu nutzen. Denn wir müssen nicht nur dafür sorgen, kein zusätzliches CO2 in die Luft zu blasen, wir müssen sogar längerfristig dafür sorgen, CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entfernen und der weiteren Versauerung der Meere entgegen zu wirken. Je früher, desto besser für unser Klima, für die Natur und damit für unsere Kinder, Enkelkinder und alle nachfolgenden Generationen.

V.i.S.d.P. Rolf Bünte